New York, NY (4. Juli, 2012) — Für die Einwohner Shanghais sind öffentliche Busse das Verkehrsmittel schlechthin. Mehr als 8 Prozent seiner Tageszeit, also etwa 1,5 Stunden täglich, verbringt der Durchschnittsbürger in Shanghai im Bus. Um die Gesundheit dieser Fahrgäste zu schützen, wurden in die öffentlichen Busse Klimageräte mit Kupferlamellen eingebaut, da diese Bakterien, Viren und Pilze schnell und vollständig vernichten, die sich ansonsten im System ausbreiten könnten.
Die Luftqualität in Bussen ist ein Problem, da pathogene Keime in der Luft leicht von einem auf den anderen Fahrgast übertragen werden können und so das Ausbreiten von Infektionskrankheiten fördern. Kupfer und Kupferlegierungen wie Messing und Bronze (diese werden unter dem Begriff antimikrobielles Kupfer zusammengefasst) können nachweislich krankheitserregende Keime bei Kontakt eliminieren, daher werden diese Materialien in Krankenhäusern, Schulen und Transportmitteln weltweit eingesetzt. Derzeit werden diese Materialien bei häufig berührten Oberflächen, wie Türklinken, Haltegriffen, Wasserhähnen und Lichtschaltern verwendet. Die nachgewiesene Wirkung von antimikrobiellem Kupfer hat das Interesse an diesen Stoffen für Heizungs- Lüftungs- und Klimaanlagen deutlich verstärkt.
Shanghai ist Vorreiter was den Einsatz von antimikrobiellem Kupfer in HVAC-Systemen von Bussen angeht. Herkömmliche Systeme mit Aluminium-Lamellen, die keine antimikrobielle Wirkung aufweisen, wurden durch Systeme mit Kupfer abgelöst. Durch die antimikrobiellen Eigenschaften können Kupferlamellen das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren, die sich normalerweise in HVAC-Systemen bilden, verhindern; d. h. die Oberflächen dieser Systeme bleiben länger sauber, die Geräte haben eine längere Lebensdauer und tragen zu einer besseren Luftqualität bei.
Um das Potential dieser Systeme zu untersuchen, hat das Shanghai Municipal Center for Disease Control and Prevention (SCDC) zwischen 2010 und 2012 umfangreiche Testreihen durchgeführt. Unter vergleichbaren Einsatzbedingungen (z. B. Zeit und Ort) wurden die Klimasysteme von Bussen getestet, die zum einen mit Kupfer- und zum anderen mit Aluminiumlamellen ausgerüstet waren, während das Ausmaß der Kontamination beider Systeme überwacht und verglichen wurde.
Bei Systemen mit Kupfer war die mikrobielle Verunreinigung erheblich geringer als bei jenen mit Aluminium. Die Ergebnisse stimmen mit einer unlängst veröffentlichten US-Studie überein, bei der eine vergleichbare Untersuchung unter Laborbedingungen stattfand.
Relevante amerikanische Studien
Dr. Michael Schmidt, Professor und Vice Chairman of Microbiology and Immunology an der Medical University von South Carolina, hat mit seinem Team eine Studie veröffentlicht, welche die Wirksamkeit von antimikrobiellem Kupfer bei der Reduzierung von mikrobieller Kontamination von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagensystemen (HVAC) untersucht.1 Mit seinem Team verglich Dr. Schmidt Wärmetauscher aus antimikrobiellem Kupfer und aus Aluminium und betrachtete das mikrobielle Wachstum beider Systeme. Untersucht wurde ein komplettes HVAC-System unter Bedingungen wie normalen Flussraten und einem Außenluft-Durchstrom. Die Forscher stellten bei herkömmlichen Aluminiumkomponenten bereits nach 4 Wochen Betriebsdauer einen deutlichen Belag von Bakterien und Pilzen fest, während bei Kupferwärmetauschern im selben Zeitraum die bakterielle Kontamination durch die antimikrobielle Wirkung von Kupfer um 99,99% und das Pilzwachstum um 99,74% geringer war. Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen die wichtige Rolle von Kupfer bei der Reduzierung der Kontamination von Wärmetauscheroberflächen und legen den Schluss nahe, dass Systeme mit Kupfer zu einer Verbesserung der Luftqualität beitragen und die Effizienz von HVAC-Systemen erhöhen. Die SCDC-Studie in Shanghai zum Einsatz dieser Systeme in Bussen stützt diese Erkenntnisse.
Relevante europäische Studien
Ungefähr zeitgleich zu den chinesischen und amerikanischen Studien hat das Robert-Koch-Institut in Berlin einen Forschungsbeitrag mit folgendem Titel veröffentlicht: Quantitative assessment of passenger flows in Europe and its implications for tracing contacts of infectious passengers’.2 Der Artikel verweist auf die Schlussfolgerungen von REACT3 , einem europäischen Forschungsprogramm zum Auftreten von Infektionskrankheiten, wonach Umweltparameter beim Übertragungsrisiko von Infektionskrankheiten in öffentlichen Verkehrsmitteln von einem Passagier auf den anderen eine Rolle spielen. Die Dauer der Exposition und die Nähe zu anderen Fahrgästen als wichtige Parameter bei der Beurteilung von Übertragungsrisiken von Krankheiten betrachtet werden, während über den Einfluss technischer Parameter wie Lüftungssystemen in Bussen und Bahnen auf die Krankheitsübertragung wenig bekannt ist. Neue Studien werden sich nun mit diesen fehlenden Daten beschäftigen.
Quellenangaben